Auf den vierbeinigen Hund gekommen
Ein Denker zwischen Mach und Popper – „Nieder mit dem Denkverbot!“ – Mechanik als bürgerliche Ideologie?
In der MSZ Nr. 1/1974 haben wir uns mit der Analyse gängiger Vorurteile bezüglich der Naturwissenschaften befaßt. Dazu haben wir aus den verschiedensten Publikationen die Argumente zusammengetragen, die insbesondere von linker Seite gegen die Naturwissenschaften ins Feld geführt werden, und sie für nichtig befunden. Die Reaktionen waren vorauszusehen. Während sich die Zeitschrift LINKS (Nr. 62, Januar 1975) damit begnügt, Empörung darüber zur Schau zu stellen, daß wir an der Naturwissenschaft nichts auszusetzen haben, versucht R. Vahrenkamp(1) in einem Brief, sich zu verteidigen, unsere Stellung zu den Naturwissenschaften anzugreifen und wiederholt dabei seine falschen Argumente in einer Weise, die uns Anlaß genug ist, an dieser Stelle auf seinen Brief einzugehen: er bringt es nämlich fertig, in der Hoffnung, uns richtige Erkenntnisse vermittelt zu haben, sämtliche im Artikel behandelten Mißverständnisse und Vorurteile prägnant darzutun.
Vahrenkamp schreibt an die MSZ
An die Redaktion der Marxistischen Studentenzeitung, München
Wenn Sie in Ihrer Ausgabe vom 5.11.74 so ausführlich auf die falschen linken Kritiker der Naturwissenschaften eingehen und dabei auch mich im Auge haben, so lassen Sie mich darauf erwidern. Sicherlich muß ich zugestehen, daß der Artikel über fast drei Seiten gut aufgemacht ist und den Leser fesselt. Fragt man sich jedoch nach der Lektüre, welche Thesen Sie vertreten, so verbleibt wenig, außer, daß alle Autoren nach Engels schlecht wegkommen. Jedoch ist kaum anzunehmen, daß Ihnen als kritischen Marxisten eine Verehrung von Marx und Engels als „großen Männern“ am Herzen lag. Ja, woran denn?
Mir drängte sich der Eindruck auf, daß ein geschickt lanciertes Denkverbot den ganzen Artikel durchzieht. An „Richtigkeit“ und „Objektivität“ kann nicht gerüttelt werden (S. 8, Spalte 2, S. 9. Spalte 4). Dann noch die subtile Polemik gegen den Versuch, die „Gestalt der Naturerkenntnis“ mit der Entwicklung des Kapitalismus in Verbindung zu bringen (S. 9, Spalte 3). Offensichtlich hält die MSZ einen solchen Versuch für nicht legitim und stellt ein Denkverbot auf. Wieso eigentlich? Sollen die studentischen Leser lediglich pauken, aber nicht mehr denken?
Wenn die MSZ mir Theoriefeindlichkeit vorwirft, womit Sie nicht ganz falsch gezielt hat, und so sehr auf die Theorie pocht, so muß sie sich auch die folgenden Einwände auf der Ebene der Theorie gefallen lassen. Offensichtlich ist Ihr Artikel von der erkenntnis-theoretischen Diskussion von Mach über Popper bis Toulmin, Feyerabend und Kuhn völlig unberührt. Sonst könnten Sie nicht die klassische Mechanik ganz naiv als Grenzfall der Einstein’schen darstellen (S. 8, Spalte a). Jedoch seit Einstein ist die klassische Mechanik als Theorie nichts mehr wert, jedoch wohl als bedingt nützlicher Vorrat (projektiver Hilfskategorien) für einfache mechanische Experimente.
Ein Grenzfall, sofern man überhaupt von ihm sprechen kann, ist sie schon gar nicht, wie Kuhn seitenlang auseinandersetzt. Die Grundkategorien der Mechanik, die das Bürgertum in seiner Aufstiegsperiode noch „unbekümmert“ angenommen hatte (aus welchem Grund wäre Wert zu fragen), wurden in seiner Stagnationsphase zu Ende des 19. Jahrhunderts Gegenstand kritischer, ängstlicher Untersuchung. Mach fand 1872 (Die Geschichte und die Wurzel des Satzes von der Erhaltung der Arbeit) heraus, daß der Massebegriff der Physik keinerlei Grundlagen besitzt, also rein fiktiv ist, und ebnete den Weg zu Einstein. Wenn nun die MSZ über eine Spalte (S. 9 f) die Gleichung Kraft gleich Masse mal Beschleunigung als ein Naturgesetz abhandelt, so ist das eklatanter Dogmatismus aus dem vor-Mach’schen Denken, wie er uns in reiner Form bei E. Dühring: „Kritische Geschichte der allgemeinen Prinzipien der Mechanik“ (L. 1877) entgegentritt. Der Massebegriff ist eben keine Abstraktion, sondern eine Projektion. Mehr wollte ich auch in' meinem Aufsatz nicht behaupten, Gegen Abstraktionen haben weder Sie noch ich etwas einzuwenden (S. 9, Spalte 3). Die frühbürgerlichen Naturforscher haben ihre Begriffe für die Physik erst nachfraglich experimentell abgestützt, aber nicht aus Experimenten abstrahiert. So war der Gang der Forschung. K = m x b ist und bleibt eine Definition dreier Größen, die nicht unabhängig voneinander gefaßt werden können (bei Newton ausdrücklich als Axiom!). Es ist kein Naturgesetz, wie Sie dogmatisch behaupten (S. 9, Spalte 4).
Weiter auf der Ebene der Theorie, und zwar nun zu den konkurrierenden. Sie schreiben, die Naturwissenschaft sei „richtig“ und kenne keinen „Pluralismus“ (S, 8, Spalte 3). Damit fallen Sie jedoch dem oberflächlichen Schein von Einigkeit zum Opfer, der im Wissenschaftsbetrieb durch Druck erfolgreicher Ordinarien und Machtpositionen von Zeitschriften hervorgezaubert wird. Falls Sie die elementaren Forschungsergebnisse der Wissenschaftssoziologie (die Reader von Weingart, Kuhns „Struktur“) zur Kenntnis nähmen, so würden Sie auf eine Fülle von unterdrückten Lehrmeinungen stoßen. Auch die Technik bringt konkurrierende Ansichten über die Natur hervor. Denken Sie an das Nebeneinander von Sinus- und Walsh-Wellen in der Elektrodynamik (Harmuth: Transmission of Information by orthogonal Functions, Berlin 1970). Weitere Hinweise bei Feyerabend. Engels Sprüche über vierbeinige Hunde rechtfertigen noch lange keinen naturwissenschaftlichen Dogmatismus !
Diese Diskussion um die klassische Mechanik mag irrelevant erscheinen. Das ist sie jedoch nicht, wenn man bedenkt, daß noch heute fast jeder Student der Mathematik oder Physik einen Seminarschein über theoretische Mechanik machen muß, also über eine Theorie, deren Grundbegriffe offensichtlich Unsinn sind, so als machten die Mediziner einen Kurs in Chirurgie ohne Antisepsis. Auf der Hand liegt es also, die Forderung aufzustellen, wenn man schon die klassische Mechanik als Theorie zur Kenntnis nehmen soll, dann soll das keine Fingerübung in Differentialrechnung sein – wie es heute ist – sondern Diskussion von Entstehungsbedingungen und von Kritik dieser Theorie. So sollte klassische Mechanik an der Universität aussehen. Doch dann hätte man keinen Glaubenssatz von naturwissenschaftlichen Lehrmeinungen mehr, worüber die MSZ erschaudern mag.
Wenn auch ich einmal polemisch werden darf, so würde ich sagen, daß eine Grundstimmung der unkritischen Selbstzufriedenheit Ihren Artikel durchzieht, wie es kein erfolgreicher Ordinarius auf einer Festansprache besser hätte tun können. So auch Ihre artige Aufstellung auf Seite 8, Spalte 2, daß die Wissenschaft die Themenkreise in eine „sinnvolle Ordnung bringe“ und die Physik „ganze Gegenstandsbereiche aus wenigen (man denke nur!) ersten Gleichungen erklärt“. Sicherlich kann aus diesen Gleichungen der „Gegenstandsbereich“ abgeleitet werden.
Ist aber eine mathematische Ableitung eine Erklärung? Sicherlich nicht. Zum Beispiel bleibt der physikalische Inhalt des mechanischen Bewegungsbegriffs durch Einführen einer mathematischen Funktion der Zeit, die die Geschwindigkeit mit Mitteln der Differentialrechnung definiert, ebenso ungeklärt wie zuvor. Die Physik macht der Exaktheit der mathematischen Deduktion Platz. Zudem ergibt sich der Widersinn einer statischen Geschwindigkeit zu jedem Zeitpunkt. Physikalisch gehaltvoller wäre dagegen die Einführung des Begriffs der Durchschnittsgeschwindigkeit, bezogen auf ein Zeitintervall. Mit diesem Begriff lassen sich die technologisch relevanten Teile der klassischen Mechanik durchaus formulieren. Jedoch zurück zu den „ersten Gleichungen“, wovon die MSZ offensichtlich so viel hält. Der Wissenschaftsbetrieb sieht es als vornehmstes Ziel der Forschertätigkeit an, die Physik auf letzte Gleichungen „zurückzuführen“. Diese Zielsetzung habe ich als „angewandte Metaphysik“ (Marx im Elend der Philosophie) kritisiert, die der Inbesitznahme der Wissenschaft durch das Proletariat eher hinderlich als dienlich ist. Welchen Sinn soll es haben, Gesetze über den Hebel oder die Zentrifugalkraft aus dem Lagrange-Formalismus oder dem Hamilton-„Prinzip“ zu deduzieren, außer einer analen Befriedigung eines Wissenschaftlers? Diese Gesetze, die einzig bedeutsamen für die Technologie, kann jeder Maschinenschlosser aus seiner Erfahrung ableiten, ohne Mühe und Prinzipien! Alles andere des Maschinenbaus hat nichts mit Newton'scher Dynamik zu tun, sondern mit empirischer Festigkeitslehre und mit ingenieurs-wissenschaftlicher Kinematik = angewandter Geometrie. Aber angewandte Geometrie ist von keinem Geheimnis der Wissenschaft umgeben. Jeder Maschinenschlosser lernt sie in der Lehre.
Prinzipien sind wissenschaftssoziologisch insofern von Belang, als sie „Material“ abgeben, das dem Wissenschaftsbetrieb neue Denk- und Karrieremöglichkeiten eröffnet, wie etwa die moderne Politologie das „Prinzip“ der Nutzenmaximierung der Spieltheorie auf die Beschreibung von Wählerverhalten anwendet. Für die Technologie haben Prinzipien dagegen eher den Charakter von heuristischen. Hilfskategorien, die an suggestiven Modellen der Wahrnehmung orientiert sind. Der Chemiker betrachtet ein Kunststoffmolekül als eine lange Kette, der Elektriker die Elektrizität als eine strömende Flüssigkeit usw. Wenn Sie (S. 10, Spalte 2) meinen, die theoretischen Naturwissenschaften seien Grundlage der technologischen Entwicklung, so ist dies bloß mit großem Vorbehalt zu verstehen. Die Technologie des 19. Jahrhunderts war untheoretisch. Der Maschinenbau kam ganz ohne Wissenschaft aus, Elektro- und Chemieindustrie benutzten die empirisch gefundenen Gesetze über magnetische Induktion und Atomverbindungen, die nicht den theoretischen Naturwissenschaften zuzurechnen sind. Die auf den Naturwissenschaften beruhenden technologischen Entwicklungen sind daher weniger der Theorie als ausgedehnten experimentellen Anstrengungen zu verdanken. Daher auch ist dem Proletariat die Technologie ohne theoretische Gipfelstürmerei potentiell verfügbar.
In der Hoffnung, Ihnen richtige Erkenntnisse vermittelt zu haben
Ihr Richard Vahrenkamp |
Vahrenkamp – ein Erkenntnistheoretiker des Experiments
Folgendes will er beweisen: „Die auf den Naturwissenschaften beruhenden (!) technologischen Entwicklungen sind daher weniger der Theorie als ausgedehnten experimentellen Anstrengungen zu verdanken.“ Leider gelingt ihm nur das Gegenteil. Denn der Maschinenbau, den er als. Beweis anführt, kommt doch nicht ,,ganz ohne Wissenschaft“ aus. Wenn Maschinenschlosserei unter anderem angewandte Geometrie ist, dann wird eben die Geometrie angewandt; und wenn Elektro- und Chemieindustrie „die empirisch gefundenen Gesetze“ benutzen, dann benutzen sie eben Gesetze. Wenn aber einer ständig davon redet, daß diese Gesetze (die aber die Wissenschaft sind) „empirisch gefundene“ seien, zeigt er nur, daß er nicht wejß, daß Gesetze das Resultat von Gedanken sind, aus der Erfahrung eben noch abzuleiten sind. Auch nach der Lektüre unseres Artikels verwechselt er das Experiment mit dem, wofür es Mittel ist; so kommt er auch dazu, das Vorwissenschaftliche: Erfahrung, deren praktische Beschränkungen Wissenschaft, reine Theorie notwendig machen, an die Stelle der Wissenschaft zu setzen. Und wenn wir hier die Tautologie „reine Theorie“ aussprechen, so geschieht das deswegen, weil in der Polemik heutiger Marxisten gegen reine Theorie gewöhnlich nur ein Angriff von berufsmäßigen, bezahlten Wissenschaftlern gegen die Wissenschaft vorgetragen wird. Zwar bekennt sich Vahrenkamp zu seiner Theoriefeindlichkeit, die andere hinter aufgeblasenem Geschwätz über „Ansätze“, „Gesichtspunkte“, „methodologische Reflexionen“ und „materialistische Dialektik“, verstecken, findet aber nichts dabei, sie „auf der Ebene der Theorie“ zu legitimieren. Dabei bedient er sich als Marxist „völlig unberührt“ der „erkenntnistheoretischen Diskussion von Mach über Popper bis Toulmin, Feyerabend und Kuhn.“ Leider müssen wir feststellen, daß „das Verdienst Feyerabends, auf die Möglichkeit hingewiesen zu haben, dogmatische Begriffsysteme „empirisch abzusichern“' (Vahrenkamp in: Technologie und Kapital, S. 215) zunächst einmal den Feierabend dieses Theoretikers bedeutet, zweitens aber das Verdienst ausschließt, der Naturwissenschaft einen Fehler nachgewiesen zu haben. Sogar Lenin hat bemerkt, daß jemand, der wie Mach „Raum und Zeit“ für „wohlgeordnete Systeme von Empfindungsreichen“ hält, offenkundigen idealistischen Unsinn redet. Und wenn Mach angesichts solcher Vorstellungen „findet“, der Massebegriff der Physik sei „rein fiktiv“, so ebnet er vielleicht den Weg zu Vahrenkamp, aber nicht zu Einstein.
Vahrenkamp tickt falsch
Ebensowenig wie Mach und Feyerabend befaßt sich Vahrenkamp mit dem, worüber er urteilt: mit der Naturwissenschaft. Seit wann sind Erkenntnistheoretiker der angeführten Art, mit ihrem Verfahren ständig nach der Möglichkeit von Wissenschaft zu fragen, also die Existenz von Wissenschaft zu leugnen (Möglichkeit ist nicht Wirklichkeit), damit „skeptisch“ die bestehende Wissenschaft zu einem Mittel für ihre „Versuche“ herunterzubringen, verläßliche Zeugen für die Leistung der Naturerkenntnis? Daß nicht wir, sondern Vahrenkamp einem oberflächlichen Schein zum Opfer fällt, beweist nicht nur sein Glaube an die Erkenntnistheorie, sondern auch seine Ansicht über den Pluralismus in der Naturwissenschaft. Konkurrierende Meinungen belegen noch lange nicht den Pluralismus einer Wissenschaft – dann würde ja jeder Irrtum eine Disziplin pluralistisch machen. Der Pluralismus der Geistes- und Sozialwissenschaften besteht darin, daß sie sich in der Vielzahl einander widersprechender Theorien eingerichtet haben und sich positiv zu diesem Zustand bekennen.
Wenn in der Naturwissenschaft manche Meinungen gar nicht erst zu Lehrmeinungen werden (was Vahrenkamp als Empirist mit dem Druck von Ordinarien erklären will), dann deutet das darauf hin, daß man hier den Erkenntnisfortschritt nicht mit der simplen Vermehrung von „Meinungen“ gleichsetzt und auch die Anerkennung nicht der Prüfung vorzieht. Doch Vahrenkamp ist sich – weil er nicht weiß, was Pluralismus ist – auch nicht im klaren darüber, daß er nicht mit Wissenschaft vereinbar ist und jenen Skeptizismus impliziert, den Engels in seinen Sprüchen über vierbeinige Hunde aufs Korn nimmt. Er wünscht sich offenbar den Pluralismus in den Naturwissenschaften, denn er hat Angst vor „Dogmatismus“ und möchte an Richtigkeit und Objektivität rütteln dürfen. Wer wie wir an ihnen festhält, beharrt auf Denken, statt ein Denkverbot auszusprechen. Und auch gegen den Versuch, die Naturerkenntnis mit der Entwicklung des Kapitalismus in Verbindung zu bringen, haben wir nichts. Unsere „subtile Polemik“ gilt nur solchem Blödsinn, der sich hinter der Sohn-Rethelei nicht zu verstecken braucht:
„Lediglich auf einem Gebiet fand die bürgerliche Mechanik eine Anwendung mit weiterreichenden Konsequenzen, nämlich im Uhrenbau. Hierdurch (!) konnte das Kapital die abstrakte Zeit (!) als ein die Gesellschaft regierendes (!) Prinzip errichten: In der Fabrik wurde aus der bürgerlichen Losung des gleichen Rechts für alle die abstrakte, für alle Arbeiter gleichgeltende Arbeitszeit. Andererseits erlaubte die Verbesserung der Navigation durch das Schiffschronometer die Beherrschung (!) der Weltmeere und so (!) die Herstellung des Weltmarktes. So bezeichnet die Herausbildung der Uhrentechnologie nicht einen abstrakten technischen Fortschritt, vielmehr (!) ist in diesem Punkt die Mechanik als bürgerliche Ideologie zur materiellen Gewalt des Bürgertums geworden.“ (Vahrenkamp, ebd., S. 219 f.)
Ein Vorletztes: Weder behaupten wir in unserem Artikel, daß die Physik sich in mathematische Ableitungen auflöst, noch denkt die Physik daran, dies zu tun; sonst wäre sie. – mit Verlaub – Mathematik. Was wir allerdings behaupten, ist dies: Ohne die mathematische Fassung ihrer Gesetze wäre die Physik keine Wissenschaft, sie hätte ihre vorbürgerliche Form nicht überwunden. Freilich wäre sie dann auch nicht objektiv, denn die Natur der Natur besteht nicht in dem Gehalt, den Vahrenkamp für Begriffe erfindet, die ihm für die „technologisch relevanten Teile“ der Physik passend erscheinen. Daß in der Naturwissenschaft gemessen werden muß, weil der Gegenstand dies erfordert – eine der „Thesen“, die wir vertreten und die mit unserer „Verehrung von Marx und Engels“ nichts zu tun haben –, hat Vahrenkamp offenbar zum erstenmal gehört und deshalb gleich wieder vergessen.
Vahrenkamp – ein Feind der proletarischen Revolution!
Umso eindrucksvoller erscheint uns sein Abgang. Auch wir halten dafür, daß die Revolution nichts Theoretisches ist und aufgrund unserer wissenschaftlichen Bemühungen stehen wir dem „Glauben an die zentrale Stellung des Wissenschaftlers“ (links) äußerst ketzerisch gegenüber. In einem sind wir uns allerdings gewiß:
Eine Arbeiterklasse, die von der Wissenschaft getrennt gehalten wird, bleibt eine Arbeiterklasse. Ein Kommunist, der mit der Wissenschaft nichts zu tun haben will, dient also der Arbeiterklasse ...
PS. 1. Weshalb wir die Einführung des Begriffs der Durchschnittsgeschwindigkeit nicht für „gehaltvoller“ erachten, ist nicht offengeblieben. Wir wissen, daß sich die Naturwissenschaft erfolgreich gegen Übergriffe der Eiernudelwerbung zur Wehr setzen wird.
2. Für künftige Auseinandersetzungen, die wir nicht scheuen, verbitten wir uns die Anrede als „kritische Marxisten.“ Am Marxismus haben wir keine Kritik.
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(1) Diese Geistesgröße, der hier einiges an Raum gewidmet wird, ist inzwischen derartig in Vergessenheit geraten, daß man sich nicht einmal im Internet über ihn schlau machen kann. Seine Bücher werden als echte Ladenhüter zwischen 1 und 10 Euro auf diversen Antiquariatsseiten gehandelt. (Anmerkung von 2015)
aus: MSZ 3 – Februar 1975 |