Krieg in Afrika

 

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Wieder einmal hat die Freie Welt den Schwarzen in Afrika eine Lektion erteilt. Giscards Fremdenlegionäre (600 Mann und ein Befehl) haben die Minenstadt Kolwezi „zurückerobert“ (eine Sprachregelung der „Süddeutschen Zeitung die sehr aufschlußreich bezüglich der Besitzverhältnisse nicht nur in Zaire ist!). Inzwischen sind auch die Belgier in der „strategisch wichtigen“ Minenstadt gelandet (1224 Mann und keine festumrissenen Befehle), die den Nachrichten aus Kinshasa, Mobutu Sese Sekos Paratruppen hätten den Flughafen von Kolwezi „freigekämpft“ bis zum 19. Mai erfolgreich „mißtrauten“. Dieser „humanitären Mission“ zur Evakuierung der Weißen in Shava haben sich mittlerweile auch die USA durch Errichtung einer Luftbrücke angeschlossen.


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Was war geschehen? Die ominösen Katanga-Gendarmen hatten wieder einmal zugeschlagen: obwohl mittlerweile wohl allesamt um die fünfzig herum (und das bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung in Zaire um die dreißig), nahmen sie in 3 Tagen den Süden Shavas und Kolwezi unter ihre Kontrolle, wobei sich der Widerstand der Mobutu-Armee in Grenzen gehalten haben muß, weswegen im fernen Kinshasa der Präsident gegen „ Verräter- und Kapitulantentum“ geiferte. Obwohl amerikanische Spionagesatelliten pausenlos die Grenze zum benachbarten Angola bespähen, gelang es nicht, den Grenzübertritt der Rebellen zu orten. Wahrscheinlich ein von „cubanischen Spezialisten“ gegrabener Tunnel? Knapp zwei Wochen vorher haben Truppen der Republik Südafrika bei der „Verfolgung von SWAPO-Guerillas“ im Süden Angolas den „Terroristen“ ihre Basis wirkungsvoll zerstört, wobei über tausend vorwiegend als Frauen und Kinder verkleidete SWAPO-Kämpfer in so flüchtig angelegte Massengräber gescharrt wurden, daß sie sofort entdeckt werden konnten. Das war nicht unbeabsichtigt und wird militärisch „Abschreckung“ genannt. Die Finger aller westlicher (und fernöstlicher) Beobachter weisen auf Angola und von da aus schnurstracks nach Moskau und Havanna. Klargemacht wird durch solche Analysen, daß ,,Ruhe“ da unten erst wieder einkehren wird, wenn der Kreml seinen „Druck“ auf Castro und die MPLA zurücknimmt. Selbstverständlich haben weder die Schwarzen in Zaire noch in Namibia einen vernünftigen Grund, aufzumucken, außer daß sie nichts zu fressen haben, und das ist für sie noch lange kein berechtigter.


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Hinter allem steckt die Sorge um Afrika. Man hatte sich alles so sauber ausgedacht: in Zaire wird 1 Drittel der Weltkupfer- und Zinnproduktion abgewickelt, bei Wahrung der „afrikanischen Identität“ in einem Katanga der Union Miniere, das zairisch Shava heißen darf. In Namibia übernehmen die Häuptlinge der Turnhalle demokratisch die Regierung und gestatten es den Weißen, ihre „fachlichen Kenntnisse“ weiter für die Ausplünderung des Landes einzusetzen, in Rhodesien steht Joshua Nkomo einem mehrheitsregierten Zimbabwe vor, der erklärt hat, das Land werde nie Sozialismus mit „blinder Feindschaft“ gegen den Westen verwechseln find in Angola war ein Abkommen schon ratifiziert worden, das eine Regierungsbeteiligung des CIA über die FNLA Holden Robertos in alle Ewigkeit festschrieb. Es ist anders gekommen, weil die MPLA unter Hintansetzung ihrer „afrikanischen Identität“ die Cubaner ins Land holte, weil Ian Smith mit seinen eigenen schwarzen Figuren die Interessen seiner Siedler gegen jede „politische Vernunft“ weiter gewahrt wissen will und weil in Namibia die SWAPO zwar bei Wahlen besiegt werden kann, ihre Ausschaltung aber militärischer Anstrengungen bedarf – und das verweist schon wieder auf Angola.


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Scheinbar jenseits der kriegerischen Wirren in Afrika hat der US-Senat Präsident Carter carte blanche für den Bau der Neutronenwaffe gegeben. Und die NATO beschloß Vorkehrungen, damit die Zahl der einsatzbereiten Kampfflugzeuge in Europa binnen einer Woche verdoppelt werden kann. Die westlichen Hauptstädte „sind in ständigem Kontakt“, wie man dem Hilfsersuchen Mobutus am geeignetsten entsprechen könne. Das Fernsehen sendet bunte Bilder von Militärflugzeugen, die startklar gemacht werden. Und im Unterschied zur Zaire-Mission der Franzosen und Marokkaner beim ersten Aufstand in Shava, fragt heute kein Mensch mehr, ob es sein muß, sondern nur noch wann, wie und von wem. Dabei kommt auch die Bundeswehr ins Gespräch strategischer Überlegungen. Warum sollten nicht auch unsere Transporter mal nicht nur zu Übungszwecken ins ferne Afrika entsandt werden? Natürlich beladen nur mit Wolldecken und „Tabletten im Werte von 1,4 Millionen DM.“ Die immer wieder erörterte Frage, ob wohl demnächst ein „afrikanisches Vietnam“ zu erwarten sei, wird so gar nicht mehr gestellt. Angesichts des äthiopischen Vormarschs in Eritrea heißt die aktuelle Version: „Wie lange kann der Westen noch zusehen?“ Der CIA trifft nicht einmal mehr klandestin seine Vorbereitungen. Ganz offen trainiert er die FLEC-Banditen für Angriffe auf die angolanische Erdölenklave Cabinda. Und der in solchen Fällen immer wohlfeile Appell, die USA mögen sich doch engagiert für die Freiheit schlagen, kommt direkt aus Afrika. „Präsident Kaunda (von Sambia) fordert die USA auf, sich mehr in Afrika zu engagieren.“


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Nur noch, wann aus dem Krieg in Afrika einer um den Schwarzen Kontinent wird, bleibt abzuwarten. Die westliche „Supermacht“ wird dabei deutlich machen, daß die SU keine ist, obwohl sie alles unternimmt, als wäre sie eine!

 

aus: MSZ 23 – Mai 1978

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