Bonn: Mahnwache des RCDS
– Was ist schon der Fanatismus islamischer Volksgerechtigkeit für den Schah im Namen der persischen Republik, der „Terrorakt der islamischen Studenten“ auf Kosten friedlicher Amerikaner – wem fallen da nicht gewisse Studentenkreise hier ein, gegen deren Fanatismus der RCDS ansonsten ein staatsstützendes und staatsunterstütztes Bollwerk bildet! – gegen die gesittete Mahnung zu bundesrepublikanischer Wachsamkeit aller Demokraten! – Was ist schon das „pseudoreligiöse“ Vorgehen dort gegen die tiefe christliche Verantwortung desjenigen, der „in den Begriffen »Menschenwürde« und »Menschenrecht« nicht nur ausgehöhlte Formeln sieht“ und deshalb im Akt gegen die Amerikaner das frevelhafte Vergehen gegen die gottgewollte Herrschafts- und Ölordnung entdeckt! – Was sind schon die „maßlosen Hetztiraden“ des Ayatollah gegen die gottlose Verschwörung von Schah und Carter, die das persische Volk mit seinem Opfermut hinwegfegen werde, im Vergleich zur politischen Predigt überzeugter Christdemokratie-Studenten gegen „verrücktgewordene Studenten“ und gegen einen „fanatisierten Mob“, welche „die Welt nach Belieben in ein Chaos stürzen „ wollen und „morgen Deutsche ... mit dem Tod bedrohen“ werden, wenn man nicht „Solidarität mit den Opfern von heute“ übt. – Was ist die antimaterialistische Bereitschaft des persischen Volkes, sich für islamische Rache am Schah von den Amis zusammenbomben zu lassen, gegen die staatstreue Bereitschaft von deutschen Ringdemokraten, standhaft ihr „Gewissen nicht gegen Öl“ verkaufen zu lassen, die „politische Moral ... nicht da aufhören zu lassen, „wo unsere materiellen Interessen berührt werden“; gegen die unerschütterliche Haltung, „wir wollen kein Kidnapper-Öl“, obwohl man sich der materiellen Konsequenzen voll bewußt ist: „Wir wissen, unser Protest kann teuer werden.“ Unsere Antwort also: Bonn ist eben nicht Teheran, und anständige deutsche Studenten keine persischen Verrückten, sondern voller Staats-Vernunft!
aus: MSZ 32 – Dezember 1979 |