In Argentinien ein Putsch
Die Maßnahmen der Gorillas gegen die argentinische Arbeiterklasse (taktische Auflösung ihrer gewerkschaftlichen Organisationen, staatliches Lohndiktat, Abbau der sozialen Leistungen des Staates) lassen sich besser als in Chile als Beitrag zur „Nationalen Errettung“ verkaufen, liquidierte der Putsch doch ein Regime, das sich durch die Verkommenheit seiner Nutznießer selbst den Militärs ans Messer geliefert hatte und nicht einen Versuch, die Lage der arbeitenden Klasse gegen den Imperialismus und die nationale Bourgeoisie zu verbessern. Die Militärs sehen sich jetzt mit den politischen Problemen des Landes konfrontiert, die sie vor drei Jahren veranlaßt hatten, die Rückkehr Perons an die Macht zuzulassen, wohl auch in der Hoffnung, ein Scheitern des Generals werde die in Argentinien einzig aktuelle Alternative zum Faschismus den Massen ein für allemal verleiden. Dies wird jedoch eine Hoffnung bleiben: Erstens identifizieren sich die Proleten Argentiniens nicht mit dem Fiasko des Peronismus, wofür sie schon vor dem Putsch ausschließlich die Witwe verantwortlich gemacht hatten, sondern mit den sozialen Leistungen des Peronismus zwischen 1945 und 1950 und selbst noch mit der 20prozentigen Reallohnerhöhung und der Befreiung von der Diktatur, die der Caudillo auch 1973 aus dem spanischen Exil mitbrachte. Zweitens läßt die Brutalität, mit der die Gorillas jetzt die „Gesundung von Staat und Wirtschaft" durchzusetzen beabsichtigen, und deren Vorbilder sich in Brasilien und Chile finden, unschwer prognostizieren, daß über die Öffnung des Landes für den Imperialismus und die Auspressung der arbeitenden Massen zugunsten der Oligarchie und der Inhaber der Staatsmacht schon bald wieder eine Situation geschaffen werden wird, die das Land reif macht für eine neue Variante des Peronismus. aus: MSZ 10 – April 1976 |